Naturschutzbeirat entsetzt über den Strom-Trassenentwurf NordOstLink


Am 4. Mai 2023 erschien bei HL-live diese Presse-Erklärung des NABU Lübeck

Der NABU kritisiert die Abholzungen an der Wakenitz. Fotos: Günter Werner/NABU

NABU kritisiert Baumfällungen an der Wakenitz

 

Lübeck: Am 26. April 2023 erschien bei HL-live.de die Presse-Erklärung der CDU über den „ungepflegten Wanderweg“ an der Wakenitz. Auch der NABU sieht Defizite bei der Baumpflege auf beiden Seiten der Wakenitz und fordert ein einheitliches Konzept zum Umgang mit Bäumen in Lübeck.

Der NABU Lübeck erklärt dazu Folgendes:

(") Das Entsetzen der CDU und vieler Anwohner über die Situation am Wakenitz-Wanderweg auf der Ostseite des Flusses zwischen Schäferstraße und Kaninchenbergweg ist sehr verständlich und berechtigt. Aber die Kritik an der Stadtverwaltung, die Bäume einfach an Ort und Stelle belassen und nicht aufgeräumt zu haben, geht am Kern der Sache, dem Baum- und Naturschutz, vorbei.

Das Handeln der Stadtverwaltung ist an der Wakenitz äußerst widersprüchlich: Einerseits sperrte sie den Weg über ein Jahr, weil sie die Naturschutzgesetze einhalten wollte. Zwischen dem 1. März und dem 30. September dürfen keine Bäume gefällt werden, damit die Vögel ungestört brüten können.

Andererseits wurde zu Beginn des Jahres unter der Maßgabe, die Verkehrswegesicherheit der Wanderwege zu gewährleisten, äußerst brutal im Naturschutzgebiet abgeholzt. Die Bilder der verstümmelten Bäume auf der Ostseite der Wakenitz gingen mehrfach durch die Presse.

Auf dem Westufer im Bereich der Siedlung Gärtnergasse bietet sich ein ähnliches Bild, was bisher kaum zur Kenntnis genommen wurde. Bis Ende Februar wurden hier etliche Bäume ohne ersichtlichen Grund abgeholzt. Gefällt wurden gesunde Bäume abseits der Wege, die keine Gefährdung darstellten, Wildobstbäume wie Kirschen und Pflaumen kurz vor der Blüte, alte Obstbäume aus den aufgelassenen Schrebergärten; auch sie standen abseits der Wege, Habitatbäume, die einen wertvollen Unterschlupf für Vögel, Insekten und Kleinsäuger bieten.

An etlichen markierten Bäumen wurden dagegen gar keine Pflegemaßnahmen durchgeführt, zum Beispiel an alten Eichen, deren toten Äste direkt über den Weg ragen und tatsächlich eine Gefahr für Spaziergänger darstellen. Der eigentliche Auftrag wurde hier nicht erfüllt. Hat das Methode?

Der NABU hat in den letzten Jahren häufiger im Stadtgebiet beobachten können, dass Bäume auch im Sommer gefällt wurden, weil angeblich die Verkehrswegesicherheit nicht gewährleistet war. So wird der Baum- und Naturschutz unterlaufen, vermutlich auch, weil die Firmen der Forst- und Landschaftspflege im Sommer nicht ausgelastet sind.

Der Anblick der abgeholzten Bäume im Wakenitz-Gebiet schmerzt. Das Fällen und Verstümmeln gesunder Bäume in einem außerordentlich schützenswerten Naturschutzgebiet mit hohem Naherholungswert zeugen von Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit, wenn nicht von mangelndem Sachverstand.

Es ist klar, dass die gefällten Stämme und das Buschwerk im Naturschutzgebiet verbleiben und auch in den Fluss hineinragen sollen, denn sie bieten vielen Lebewesen Unterschlupf und eine Lebensgrundlage. Es geht nicht um einen „aufgeräumten“ Wald oder ein „ordentliches“ Flussufer, aber etwas mehr Mühe mit dem Anlegen von Totholzhaufen hätte man sich schon geben können.

Im Rahmen des Klimaschutzes sollen in den nächsten Jahren im Stadtgebiet eine Million Bäume gepflanzt werden. Auf dem Plan steht die u.a. die Aufforstung des Gutes Niendorf mit 400 000 Bäumen. Vor dem neuen Gewerbegebiet „Semiramis“ wurden an der Kronsforder Landstraße als Ausgleichsmaßnahme Obstbäume gepflanzt, aber gleichzeitig in diesem Bereich mehrere alte Linden der Allee gefällt, unseres Erachtens ohne ersichtlichen Grund.

Das Handeln der Stadt ist hinsichtlich des Baum- und Naturschutzes widersprüchlich. Wir fordern ein klares Konzept, an das sich alle zuständigen Behörden halten, und sehen vor allem die Untere Naturschutzbehörde in der Pflicht, sich ernsthaft um den vorhandenen Baumbestand zu kümmern und die Maßnahmen der beteiligten Firmen vor Ort zu begleiten und zu kontrollieren.

 

Der NABU Lübeck wird das im Auge behalten.(")

Text-Nummer: 158415   Autor: NABU/red.   vom 04.05.2023 um 15.47 Uhr

 

 

Quelle: https://www.hl-live.de/text.php?id=158415

Hier noch weitere Fotos (Günter Werner) der Abholzung