Arbeitsgemeinschaft Schellbruch

Eisvogel (Foto: Hermann Daum)
Eisvogel (Foto: Hermann Daum)

Das in der Niederung der Untertrave liegende 136 ha große, seit 1981 Naturschutzgebiet, ist der Arbeitsbereich der AG Schellbruch. Heute ist der Schellbruch Teil des europaweiten Netzwerkes „ Natura 2000“ und umfasst die nach der (FFH) Fauna-Flora-Habitat- sowie der Vogelschutz-Richtlinien geschützte Flächen innerhalb der Europäischen Union.

 

                                                             

 

Ansprechpartner der Schellbruch AG:

Hermann Daum Tel. 0451-864443

 


Zugvögel im Schellbruch

Bei strahlendem Sonnenschein machten sich am Sonntag, d. 8.10.2023, um 8.45 Uhr neun Interessierte unter Leitung von Hermann Daum zu einer Vogelführung in den Schellbruch auf. Am Waldeingang An der Hülshorst/Am Schellbruch zeigte uns der versierte Betreuer des Naturschutzgebietes anhand von Karten die verschiedenen Lebensräume des Schellbruchs, nämlich den Süßwasserteich und die Brackwasserlagune sowie die Wiesen- und Schilfbereiche, und erklärte, welche Vogelarten wir zu dieser Jahreszeit erwarten können. In diesen Tagen seien die ersten Saatgänse eingetroffen. Hermann Daum zeigte das Foto einer auffällig mit einer Halsmanschette gekennzeichneten Blässgans, deren Zugroute über 4000 km von ihrem sommerlichen Brutgebiet im Norden Sibiriens entlang der russischen Nordküste über die Ostsee bis in die Lübecker Bucht führte.

Schwer beeindruckt von der physischen Leistung der Zugvögel machten wir uns auf den Weg zum Süßwasserteich, wo zu dieser Stunde ein paar Schnatter-, Stock- und Löffelenten herumschwammen und ein Graureiher am gegenüberliegenden Ufer auf Beute lauerte. Ein Zwergtaucher ließ sich immer nur kurz zwischen den Tauchgängen blicken. Weiter ging es über dem hölzernen Steg zur Brackwasserlagune.

Hier waren mehr Vögel zu sehen. In der Überzahl waren deutlich die Graugänse, zwischen denen die Alpenstrandläufer emsig auf Futtersuche herumwuselten, die – wie wir lernten – ihren Namen nicht von „unseren“ Alpen, sondern von den lappländischen Alpen hoch im Norden erhalten haben. Hier am Uferrand putzten sich ein Gänsesäger und Krickenten – markant der grüne Fleck auf dem Armflügel –, die auch auf einer kleinen Landzunge als Gruppe rasteten. Auch Stare waren hier zu sehen.

Plötzlich herrschte Alarmstimmung und die Vögel erhoben sich in die Luft: Ein Seeadler kreiste über der Lagune, drehte aber schnell ab, weil wohl sein Überraschungsangriff misslungen war. Bald kehrte Ruhe ein und Graugans und Kiebitz widmeten sich wieder der Morgentoilette.

Insgesamt zählten wir neun Kiebitze. Der Kiebitz wurde gerade zum Vogel des Jahres 2024 gewählt, nicht zuletzt deswegen, weil er vom Aussterben bedroht ist. Anhand zweier grafischer Darstellungen verdeutlichte Hermann Daum, dass der Bestand des „Gauklers der Luft“ seit 1992 um mehr als 90 % zurückgegangen ist. Das liegt an der Trockenlegung der Feuchtwiesen und der industriellen Landwirtschaft. Auf den überdüngten Äckern nimmt die Zahl der Bodenlebewesen wie Regenwürmer ab, so dass den Vögeln die Nahrung fehlt. Mithilfe von Kiebitz-Patenschaften versucht der Nabu, den Bestand zu schützen: Landwirte, die markierte Nester umfahren, erhalten pro Nest eine Prämie von 50 Euro.

Auf der Lagune schwammen ein Haubentaucher und einige Kanadagänse. Die angekündigten Saatgänse waren leider nicht zu sehen. Fast etwas enttäuscht erklärte Hermann Daum, dass sie während ihres Zugs vom Brutgebiet in der Tundra hier bei uns die Nächte auf mecklenburgischen Äckern verbringen und morgens in großen Schwärmen zur Nahrungssuche in den Schellbruch fliegen. Die Schwärme umfassen bis zu 4000 Vögel. Mit Hilfe der App „Kosmos Vogelführer“ wurden uns auch die unterschiedlichen Stimmen der Grau- und Saatgänse zu Gehör gebracht.

 

 

Dann kamen sie aber doch: Eine kleine Gruppe der Saatgänse, erkennbar an ihren orangefarbenen Beinen und ihrer schmalen weißen Schwanzendbinde, ließ sich vor uns auf der Lagune nieder und dümpelte auf dem Wasser herum. 

Auffällig ist auch die orangefarbene schmale Binde auf dem Schnabel der Saatgans.

Aber der größere Teil des Schwarms kreiste hinter uns über den Feuchtwiesen, die nach dem letzten Hochwasser noch unter Wasser standen. Auf dem Rückweg kamen wir daran vorbei und unser Exkursionsleiter schätzte die Zahl der Saatgänse auf 300.

Den Eisvogel, der blitzschnell ins Schilf flog, haben leider nur wenige aus der Gruppe gesehen. Einen schönen Abschluss dieser interessanten Führung, auf der wir insgesamt 22 Vogelarten gesehen und gehört haben, bot der Zug der Kraniche über den Schellbruch.

Fotos und Text: Sabine Jebens-Ibs


Aktion „Sauberer Schellbruch“

 Am 11.03.23 fand im Schellbruch die diesjährige Aktion Sauberer Schellbruch statt, wo viele Aktive zusammen den Schellbruch von Unrat und Müll befreit hatten. Wie man auf dem Fotos gut erkennen kann, sind wieder sehr unterschiedliche Materialien zusammen gekommen, was aber leider auch zeigt, wie manche Mitmenschen mit unserer wertvollen Natur umgehen. Daher möchten wir uns ganz herzlich für die tolle Unterstützung an diesem Tag bedanken.

Foto: Hermann Daum


Unsere neuen Brutflöße 4 und 5 im Schellbruch

Wir hatten im letzten Jahr festgestellt, dass 2 der jungen Flussseeschwalben bei ihren ersten Flugversuchen über den Zaun kamen. Sie waren wohl noch nicht in der Lage einen Wasserstart zu wagen oder die Kräfte reichten noch nicht aus, um wieder auf das Floß zurück zu gelangen.  Die jungen Flussseeschwalben schwammen dann zum Lagunenrand und wurden dort von den Elterntieren weiter versorgt. Hier ist aber die Gefahr der Prädation sehr hoch. Wir haben es immer wieder mit dem Fuchs, Marderhunde u.a. Beutegreifern zu tun. Ein Ruhefloß für junge Flussseeschwalben war somit notwendig geworden. Deshalb sollte dieses Jahr ein kleines Floß in der Größe 2x2 m ohne Zaun gebaut werden. Jan Gerken, der auch schon im letzten und vorletzten Jahr an der Brutfloßplanung und Bau beteiligt war, erklärte sich sofort bereit, dieses selber zu bauen. Für ein weiteres größeres Floß hatten wir das große Glück, dass die Dr. Walter und Lydia Finkeldey Stiftung und die Sparkasse zu Lübeck mit ihren Spenden dazu beigetragen haben, nicht nur dieses kleine Ruhefloß zu bauen, sondern uns auch noch ermöglichten, ein Floß (Größe Süßwasserteich) aus 4 Elementen 2x2 m in Auftrag zu geben. Die Mitarbeiter der Tischlerei (Vorwerker Diakonie), die bereits das Große Brutfloß im letzten Jahr gebaut hatten, waren gerne dazu bereit auch dieses Brutfloß zu bauen.

Das Kleine Floß wurde dann mit dem Trecker und Anhänger von Herrn Harald Benett mit unserer Unterstützung der Schellbruch AG abgeholt und gleich zu Wasser gelassen.

Einen Tag später wurde dann das größere Brutfloß von der Vorwerker Diakonie mit Hilfe eines Kranwagens der Vorwerker Dienste angeliefert und im Wasser zusammengebaut. Auch hier konnte die Schellbruch AG unterstützend tätig sein. Kies Anlieferung, Pflanzenkübel bestücken usw. Die LPA brachte dann die beiden Brutflöße mit einem Arbeitsboot zu den vorgesehenen Plätzen.

Das Vorhaben wurde mit Spenden von der Dr. Walter und Lydia Finkeldey Stiftung und der Sparkasse zu Lübeck finanziert und vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (MELUND), sowie von der unteren Naturschutzbehörde Lübeck (UNB) unterstützt.

 

Wir danken hier noch einmal insbesondere den Mitarbeitern der Tischlerei der Vorwerker Diakonie und Vorwerker Dienste, den Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde, den Mitarbeitern des Stadtwaldes, der Lübeck Port Authority (LPA) und Jan Gerken, der immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. 

Bilder Axel Piwko


Ein 2. Brutfloß im Schellbruch

Unser Seeschwalbenbrutfloß 1 findet seine Fortsetzung in ein doppelt so großes Brutfloß, es ist jetzt 32m² groß und besteht aus 8 Elementen a ca. 160 kg.

Es war notwendig geworden, weil sehr schnell klar war, dass die jetzt 2 kleineren Brutflöße nicht ausreichen und zudem eine Verteilung in das Gebiet sinnvoll ist. Ein Brutfloß auf dem Süßwasserteich ist jetzt von Nilgänsen besetzt worden, sie haben ferner ein Sturmmöwennest geplündert und lassen keine weiteren Gäste zu. Das andere Brutfloß haben die Lachmöwen unter sich aufgeteilt, somit kommt das neue Brutfloß gerade noch zur rechten Zeit. Nach der Verankerung waren einige Stunden später schon die erste Flussseeschwalbe gesichtet, einen Tag später dann schon ein Paar bei der Brautwerbung (Fischchen Übergabe) beobachtet worden 

Wir konnten die Tischlerei der Vorwerker Werkstätten dafür gewinnen, es nach den Plänen von Jan Gerken nachzubauen. Die Corona Pandemie sorgte auch hier für Sorgenfalten. Die Werkstatt war einige Zeit geschlossen und mit anderen Aufgaben beschäftigt. Es kam die Frage auf: „schaffen wir es noch dieses Jahr?“  Ja sie haben es geschafft. Mit Unterstützung der Vorwerker Dienste (LKW mit Kran) konnte dann der Transport am Montag den 11.05.2020 beginnen. Es waren 2 Touren notwendig. Dann die erste Überraschung. Die Baustellen Absicherung hat jemand in die Trave geworfen und musste also notdürftig wiederhergestellt werden; dann Hochwasser bei stürmischen Böen und teilweise Regen. Unbeeindruckt vom Wettergeschehen wurde dann das Floß im Wasser zusammengebaut. Die Tischlerei der Vorwerker Werkstätten waren mit 3 Mitarbeitern gut aufgestellt und konnten dann mit unserer Mithilfe, Wolfgang, Olaf und Hermann das Floß zusammenbauen. Es mussten dann noch die Pflanzeimer bestückt werden, die Axel und Bernd besorgten; 800 kg Kies wurden von Günther, Karl-Heinz und Wilfried vom Bauhaus geholt, und gemeinsam auf das Floß getragen.  Zwischendurch gab es dann Besuch von Herrn Hinsen, Senator für Umwelt, Sicherheit und Ordnung, Herrn Schrader von der Engelbert und Hertha Albers-Stiftung, Herrn Sturm, Leiter des Stadtwaldes, Herr Neumann, Revierförster Lauerholz sowie Herrn Zeckel, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Außerdem war die Presse vertreten. Nach dem Besuch gab es eine Kontrolle vom WSA, ob wir alle Auflagen erfüllt haben und keine Schäden am Wirtschaftsweg sind, es war aber alles zur Zufriedenheit. Durch das Hochwasser bedingt konnte dann das Floß nicht in die Lagune geschleppt werden was dann die LPA am nächsten Tag bei Niedrigwasser nachholen konnte.

Das Vorhaben wurde von der Engelbert und Hertha Albers-Stiftung, vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (MELUND), und von der unteren Naturschutzbehörde Lübeck (UNB) unterstützt.

 

Wir danken hier noch einmal ins besondere den Mitarbeitern der Tischlerei der Vorwerker Diakonie und Vorwerker Dienste, den Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde, den Mitarbeitern des Stadtwaldes, der LPA und Jan Gerken, der immer mit Rat und Tat unterstützt hat.

Foto: Hermann Daum, Herr Konstantin LPA


Bilder von: Marco Wiegand, Benno Moreth, Hermann Daum, Axel Piwko, Jan Gerken


Einen Flyer mit allen wichtigen Informationen zum Schellbruch finden Sie im Downloadbereich >


Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken

 

Hier werden folgende Arbeiten seit nunmehr über 40 Jahren durchgeführt:

- Kartierung der Brutvogelarten: ca. 95 Arten brüten im NSG Schellbruch, darunter seltene Arten wie

   Blaukehlchen oder Bartmeise.

- Ermittlung der Durchzügler, Nahrungsgäste und Überwinterer. Insgesamt werden im Jahr zwischen 160 und

  180 Vogelarten im Schellbruch festgestellt, bisher über 200 nachgewiesene Arten.

- Führungen für Gruppen und Information der Besucher.

- Eulenschutz

- Eulenwanderungen

- Beringung von Uhus, Wanderfalken u.a.,

- Nistkastenreinigung

 

Die Schellbruch AG hat am "Europaweiten Bartmeisen Beringungsprogramm" teilgenommen (ruht zurzeit) Ergebnisse der Untersuchungen dienten vor allem dem Artenschutz sowie dem Artenhilfsprogramm. Die Auswertung der Daten erfolgte an der Vogelschutzwarte Rietzer See. Initiator des Programmes war das Landesumweltamt Brandenburg, Staatliche Vogelschutzwarte Rietzer See, Boichstrasse 9, 14778 Schenkenberg

 

Beutelmeise
Beutelmeise
Blaukehlchen
Blaukehlchen

 

(Fotos: Hermann Daum)