Am 15. Juni 2025 endete im Museum für Natur und Umwelt die Ausstellung „Unsere Wakenitz – 25 Jahre Naturschutzgebiet“. Teile der Ausstellung bleiben erhalten, so die Tafeln über das Schilfsterben und der Touchtisch, auf dem man verschiedene Abschnitte der Wakenitz genauer betrachten kann.
Die Ausstellung und die sie begleitenden Vortragsreihe haben mehr bewirkt, als die Arbeitsgruppe zu hoffen wagte. Deren Augenmerk liegt jetzt auf der Revitalisierung bzw. Renaturierung der Wakenitz-Zuflüsse, über die hohe Nährstoffeinträge und bei Starkregen Sedimente in den Fluss gelangen. Durch eine Vortragsreihe, die der NABU Lübeck in Zusammenarbeit mit dem Museum für Natur und Umwelt für den Herbst/Winter 2025/26 plant, soll das Problemfeld genauer beleuchtet werden.
Inzwischen ist das Thema Wakenitz auch in der lübschen Politik angekommen. So stellte beispielsweise Katja Mentz (GAL) Anfang Mai 2025 im Ausschuss für Umwelt, Sicherheit und Ordnung einen Antrag, in dem sie Fragen zum Zustand der Wakenitz und zu möglichen Problemlösungen stellte. Der Antrag wurde inhaltlich von der AG Wakenitz mit vorbereitet und zum ersten Mal am 13. Mai 2025 im Ausschuss beraten. Als Mitglied des Naturschutzbeirates war Jürgen Ibs (NABU Lübeck) um eine Stellungnahme in der Sitzung gebeten worden. Er wies auf die Notwendigkeit der Renaturierung der Zuflüsse hin und unterstützte die Untere Naturschutzbehörde sowie die Untere Wasserbehörde, die dem Ausschuss Pläne zum Niemarker Landgraben vorgestellte. Der Antrag von Katja Mentz steht weiterhin auf der Agenda der Politik und wird mit anderen Fraktionen der Lübecker Bürgerschaft beraten.
Als Mitglied der Fraktion Die Linke/GAL lud Katja Mentz den Bundestagsabgeordneten Lorenz Gösta Beutin (Die Linke) zu einem Treffen mit der AG Wakenitz ein, das am 3. Juli 2025 auf einem Ausflugsschiff der Firma Quandt stattfand. Während der mehrstündigen Tour berichtete die Arbeitsgruppe von ihren Messergebnissen und vom Zustand der Tier- und Pflanzenwelt in und an der Wakenitz, ging auf die Ursachen des Schilfsterbens ein und erörterte Lösungsansätze.
Lorenz Gösta Beutin ist seit der Bundestagswahl Vorsitzender des Bundesausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit und als Schleswig-Holsteiner sehr am Klima-, Natur- und Artenschutz in der Region interessiert. Als Mitglieder des NABU Lübeck nutzten Jürgen Ibs und Sabine Jebens-Ibs die Gelegenheit, auch auf die Gefährdung weiterer Gebiete im Lübecker Raum durch die Fehmarnbelt-Hinterlandanbindung und den umfangreichen Trassenbau hinzuweisen, wie z.B. das Krummesser Moor (Erdkabel NordOstLink), das Bartelsholz (380Kv-Leitung Elbe-Lübeck) und das Sielbektal (380-Kv-Ostküstenleitung).
Die untenstehende Pressemitteilung von Katja Mentz wurde am 4. Juli 2025 bei HL live veröffentlicht.
Text: Sabine Jebens-Ibs
Die Arbeitsgemeinschaft Wakenitz des NABU-Lübeck hat sich zum Ziel gesetzt, den Wandel des Gebiets zu dokumentieren und den Schutz des Naturschutzgebiets zu unterstützen.
Ansprechpartner der Wakenitz AG:
Jürgen Ibs - 0451597123
Günter Werner - guenter.werner@t-online.de
Am 20.4.1999 wurde die Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Wakenitz“ erlassen und erfasste einen formen- und artenreichen Lebensraum.
Laut Verordnung besteht es „aus dem [...] Flusslauf der Wakenitz und der ihn umgebenden Talraumlandschaft, die sich überwiegend als Niederungszone von der Hansestadt Lübeck bis zum Ratzeburger See erstreckt. Der Verbund von offenen Wasserflächen, ausgedehnten Schwimmblatt- und Schilfröhricht-Verlandungszonen, Nebenbuchten und Seitenarmen, Steilufern, randlichen Niedermoorflächen und breiten Bruchwaldzonen mit Übergängen zu trockenen Lebensräumen und ihre weitgehende Ungestörtheit vor intensiver Nutzung hat zur Ausbildung eines hohen Artenreichtums geführt.“
Ein Naturschutzgebiet unter Druck
Der Artenreichtum zeigte sich 1999, als am ersten deutschen "GEO-Tag der Artenvielfalt" von 102 Experten allein 2066 Tier- und Pflanzenarten im Umfeld der Wakenitz gezählt wurden, von denen 217 nach der Roten Liste als gefährdet galten. Die Wakenitz-Niederung gilt als eine der schönsten Flusslandschaften Schleswig-Holsteins. Das 607 ha große Areal gehört mit den Mecklenburger Naturschutzgebieten "Wakenitzniederung“ und „Kammerbruch" zum "Grünen Band", das sich als Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze bis nach Hof (Bayern) erstreckt.
Doch schon ein flüchtiger Blick zeigt, dass die "ausgedehnten Schwimmblatt- und Schilfröhricht- Verlandungszonen" stark geschädigt sind. Die ausgedehnten Wasser-Schilfgürtel sind fast verschwunden und die Areale mit Seerosen (Nymphaea) und Mummeln (Nuphar) sind klein geworden. Auch andere Teile des Biotops haben sich zu ihrem Nachteil verändert. Viele Pflanzen wie die Krebsschere (Stratiotes aloides) und Tiere wie die Rohrdommel (Botaurus stellaris) sind mittlerweile ausgestorben, andere breiten sich anscheinend ungehemmt aus. Zu ihnen gehören die Blaualgen (Cyanobakterien), das Rauhe Hornblatt (Ceratophyllum demersum) und Laichkräuter (Potamogeton). Der Rückgang vieler Vogelarten zugunsten großer Arten wie Höckerschwäne (Cygnus olor) und Graugänse (Anser anse) gehört zu den augenfälligsten Veränderungen des NSGs. Anwohnern und Anglern sind auch die Neozoen Nutria (Myocastor coypus) und Waschbär (Procyon lotor) bekannt.
Auswirkungen intensiver Nutzung des NSG
Auch die „weitgehende Ungestörtheit vor intensiver Nutzung“, die die Verordnung hervorhebt, gehört zur Vergangenheit. Das reizvolle, stadtnahe Gebiet wird nicht nur von Naturfreunden, sondern auch von Erholungssuchenden und Sportlern aufgesucht. Das ist einerseits gut, weil die Verbindung der Menschen zur Natur gestärkt wird, andererseits zeigt der starke Besucherstrom der letzten Jahre auch negative Folgen. So wird etwa die empfindliche Pflanzendecke des Trockenrasengebiets Herrnburger Düne durch Vertritt durch Besucher geschädigt oder der Lebensraum der Vögel an der Wakenitz durch Stand-Up-Paddler und andere Erholungssuchende gestört. Nicht zuletzt wird die Verkrautung auf die Einleitung von Nährsalzen (v.a. Nitrat, Phosphat) durch die flussnahe intensive Landwirtschaft zurückgeführt.
Auswahl von Schädigungen und Störungen des NSG Wakenitz
Störungen der Vogel- und Tierwelt durch übermäßige Freizeitnutzung. Dazu gehören:
- Ungenehmigte Badestellen
- Freilaufende und schwimmende Hunde
- Betreten besonders geschützter Bereiche
- Grillen in geschützten Bereichen
- Zelten in geschützten Bereichen
- Ungenehmigtes Befahren mit Motorbooten
- Lärmbelästigung durch laute Musik
Weitere schädliche Eingriffe:
- Einleitungen von Nährsalzen und Pestiziden über die Zuflüsse
- Illegales Entfernen der ufernahen Röhrichtzonen, um eine bessere Aussicht oder einen besseren Zugang zum Wasser zu erhalten
- Nächtliches Feiern im NSG


